Schiras

Es ist nur ein paar Grad kälter, aber der Unterschied ist gewaltig: Anders als Yazd, liegt die Stadt Schiras in einem Tal des südlichen Zāgros-Gebirge, so dass immer etwas Wind weht und die Sonne so viel erträglicher werden lässt. Dennoch steigt das Thermometer tagsüber auf rund 37° C. Allmählich gewöhnt man sich daher von ganz alleine den iranischen Tagesrhythmus mit frühem Auftstehen, spätem Schlafgehen und dafür umso längerer Mittagspause – idealerweise in klimatisierten Räumen – an.

Schiras ist mit rund 1,5 Millionen Einwohnern die fünftgrößte Stadt in Iran und bekannt für ihre Schriftsteller und Poeten, da zwei der berühmtesten Dichter Irans – Hafis und Saadi – hier gelebt haben und beerdigt wurden. Sehenswert in der Stadt ist unter anderem die Zitadelle des Karim Khan. In den Jahren 1766/1767 als Wohnbereich und militärischer Stützpunkt gebaut, wurde sie zwischenzeitlich als Gefägnis benutzt und beherbergt heutzutage ein Museum. Markant ist der südöstliche Zigelturm, der mittlerweile ganz ordentlich in Schieflage geraten ist. Zudem findet man natürlich auch einen Basar – der größte und sehenswerteste in Schiras ist der Vakil-Basar. Auch an schönen Unterkünften mangelt es nicht – ich habe drei Nächte im traditionellen Forough Hotel verbracht.

Die vielleicht bekannteste – oder zumindest die am häufgsten fotografierteste – Moschee in Schiras dürfte die Nasir-ol-Molk-Moschee oder auch Pinke Moschee sein. Ihr besonderes Feature ist die Fensterfront des Betsaales, die aus unzähligen bunten Glasscheiben besteht. Sobald das Sonnenlicht darauf trifft, wird der Raum in allen denkbaren Farben erleuchtet. Nicht ganz so einfach ist es allerdings den richtigen Zeitpunkt zu erwischen. Generell gilt: Im Winter steht die Sonne angeblich günstiger als im Sommer (Pech für mich) und etwa ab 8:00 Uhr wird es langsam voll in der Moschee. Für sich alleine hat man den Betraum nur am frühen Morgen ab 7:30 Uhr (was ja kein Problem ist, wenn man sich an den iranischen Tagesrhythmus gewöhnt hat). Problem ist nur, dass dann wiederum die Sonne noch so tief steht, dass nicht alle Fensterscheiben erleuchtet sind. Wie man es macht, man macht es falsch…

Da Schiras in einem Tal des Zāgros-Gebirge liegt, hat man von dem umliegenden Hügeln einen großartigen Blick über die Stadt.

Insbesondere die Hügel entlang der nördlichen Zufahrt zur Stadt bieten unzählige Aussichtspunkte und werden gerade bei Sonnenuntergang von vielen Iranern besucht.

Während meiner Reise finden im ganzen Land die schiitischen Passionsspiele statt, in denen die Schiiten ihren Kummer über den Tod des dritten Imam al-Husain ibn ‚Alī in der Schlacht von Kerbela ausdrücken. Die zehntägige Trauerzeremonie gipfelt im bedeutenden Aschura-Fest, dem zehnten Tag des Monats Muharrem, der dieses Jahr auf den 20. September fällt.

In umittelbarer Nähe von Schiras liegt das berühmte Persepolis. Von Dareios I. im Jahr 520 v. Chr. gegründet, war es eine der Hauptstädte des antiken Perserreichs unter den Achämeniden, bevor sie im Jahr 330 v. Chr. von Alexander den Großen zerstört wurde. Zu Zeit der Gründung von Persepolis dehnte sich das Reich der Achämeniden von Kleinasien und Ägypten bis zum Indus aus. Etwa sechs Kilometer von Persepolis entfernt befindet sich Naqsch-e Rostam, eine archäologische Stätte, an welcher vier Gräber achämenidischer Großkönige gefunden wurden – unter anderem das Grab von Dareios I.

Aufgrund der Zerstörung durch Alexander den Großen, können heutzutage nur noch die Ruinen von Persepolis besichtigt werden. Dennoch bekommt man einen ganz guten Eindruck von den riesigen Ausmaßen der Palastanlage. Wer es noch ein bißchen genauer wissen will, der kann sich auf der Seite Persepolis3D.com eine Rekonstruktion der Stadt ansehen. Damit einem die Bedeutung der unzähligen Paläste und Reliefs nicht verschlossen bleibt, lohnt es sich, die Ruinen mit einem Führer zu besuchen.

Von Schiras bin ich mittlerweile weiter nach Kerman gereist und gerade in Shahdad, einer kleinen Siedlung in der Wüste Dasht-e Lut angekommen. Morgen in aller Frühe mache ich eine Tour durch die Wüste und reise anschließend weiter nach Bandar Abbas und die Insel Qeshm an der Straße von Hormus.

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