Tempel sind in Japan nahezu allgegenwärtig und insbesondere in Kyoto haben wir schon einige von ihnen besichtigen können. Was liegt da näher als auch mal eine Nacht dort zu verbringen? Solche Übernachtungen, im Japanischen 宿坊 (shukubō) genannt, werden von einigen Tempel, vornehmlich solchen in der Nähe von Pilgerstätten, angeboten. Und eine der bedeutendsten Pilgerstätte in Japan ist Kōya-san.
Kōya-san ist eine Ansiedlung von Tempeln in den Bergen südlich von Osaka und das Zentrum des Shingon-Buddhismus, der etwa um 800 von dem Mönch Kūkai, einer der wichtigsten religiösen Persönlichkeiten in Japan und auch bekannt als Kōbō Daishi (deutsch: Großmeister der Lehrverbreitung), begründet wurde. Schon die Fahrt dorthin ist ein kleines Abenteuer. Nach mehrmaligem Umsteigen erreicht man zunächst den Bahnhof Gokurakubashi (deutsch: Paradiesbrücke) am Fuße der Berge. Danach erklimmt man mit einer Drahtseilbahn den Berg und gelangt dann mit dem Bus ins Zentrum der Siedlung.
Während des Aufenthalts im Tempel bekommt man ein traditionelles japanisches Zimmer mit Reisstrohmatten (Tatami) auf dem Boden und Schiebetüren aus Holz und Papier (Fusuma) gestellt. Möbel kommen hingegen kaum zum Einsatz. So wird beispielsweise auf dem Boden gegessen und geschlafen. Das Essen ist in der Regel vegetarisch und typisch japanisch – also eigentlich zu wenig um satt zu werden.
Sehenswert in Kōya-san ist insbesondere das Mausoleum von Kōbō Daishi (Oku-no-in, deutsch: Hintere Halle) und der vorgelagerte Friedhof. Mit einer Länge von rund zwei Kilometern und über 200.000 Grabsteinen ist er der größte Friedhof in ganz Japan.
Besonders eindrucksvoll ist der Friedhof bei Nacht. Gruselig wirds dabei allerdings nicht, denn es werden den ganzen Abend über Führungen angeboten, so dass man selten allein ist und beim Fotografieren eher darauf achten muss, dass einem niemand durchs Bild läuft.
Eine Nacht auf dem Boden war ausreichend um einen Eindruck zu bekommen und nicht zuletzt der Hunger hat mich wieder weiter nach Hiroshima getrieben. Hier werden wir insgesamt drei Nächte bleiben, bevor wir weiter nach Nagasaki fahren.